Aus der Ukraine nach Igenhausen - Willkommen bei HAIMER Frau Rumiantseva
Mein Weg aus der Ukraine nach Igenhausen
ein Interview mit Tetiana Rumiantseva
Mitte Mai durften wir Tetiana Rumiantseva im HAIMER Team willkommen heißen. Sie musste im März ihre Heimatstadt Dnipro in der Ukraine verlassen und kam als Kriegsflüchtling nach Igenhausen. In diesem Interview gibt uns Frau Rumiantseva die Möglichkeit, sie besser kennenzulernen. Sie erzählt von ihrer persönlichen Geschichte, von ihren Erlebnissen seit dem Kriegsbeginn, ihrer Ankunft in Igenhausen und ihren Zukunftsplänen.
Sie sind selbst Unternehmerin, wie sah Ihr Leben in der Ukraine vor dem Krieg aus?
Als Selbstständige begann mein Tag früh und endete spät. (lacht) Mein Arbeitstag in der Ukraine war immer vielseitig, weil ich als Chefin in einem kleinen Betrieb überall tätig war, wo Arbeit anfiel: z.B. im Einkauf, der Buchhaltung, der Qualitätskontrolle, im Vertrieb und bei Bedarf auch in der Werkstatt an der Maschine.
Welchen Beruf haben Sie gelernt und was produzierte Ihr Betrieb?
Ich bin Maschinenbauingenieurin. Vor 24 Jahren habe ich den Metall-Betrieb zusammen mit einer Freundin mitten in der Krise 1998 gegründet, als wir die ersten Maschinen beschaffen konnten. In der Werkstatt haben wir jeweils drei Fräs-, Dreh- und Bohrmaschinen, ältere Modelle. Mit unseren beiden Mitarbeitern fertigten wir Metallteile wie z.B. Schlösser oder Wasserhähne für die Eisenbahn und die Baubranche - bis wir vor ein paar Wochen wegen des Krieges zusperren mussten.
Was hat sich seitdem in Ihrem Leben verändert?
Der Stress war extrem. Mehrmals am Tag auch in der Nacht gingen in meiner Heimatstadt Dinprom, in der Nähe von Donezk, die Sirenen los. Den Betrieb haben wir zugesperrt und mussten zu Hause bleiben. Immer wieder habe ich mich bei Alarm im Keller versteckt. Durch die Druckwelle einer Bombe sind im Betrieb mehrere Fenster zu Bruch gegangen. Nach einer Woche beschlossen wir zu meiner Tochter und Familie nach Igenhausen aufzubrechen. Mit meinem 81 Jahre alten Vater und unserem Kater bin ich in fünf Tagen mit Bus und Bahn über Polen bis nach München geflohen. Einfach ins Flugzeug zu steigen, wie sonst, war nicht möglich. Die Reise war aufwühlend und anstrengend. Es gab längere Wartezeiten und Kontrollen. Wir waren und sind sehr froh in Igenhausen angekommen zu sein. Wir wurden sehr gut aufgenommen und haben viel Hilfe aus dem ganzen Ort bekommen.
Wie sind Sie zu HAIMER gekommen?
Von den Besuchen bei meiner Tochter und meinen Enkeln, 2-3 Mal im Jahr, kenne ich das Unternehmen, weil wir es beim Spazierengehen in Igenhausen immer gesehen haben. Als ich das bekannte Geräusch von Fräsmaschinen gehört habe, bin ich gleich hellhörig geworden. (lacht) Meine Tochter hat den Kontakt hergestellt, ich habe mich beworben und wurde nach dem Vorstellungsgespräch zum Probearbeiten eingeladen.
Welche Aufgaben werden Sie im Unternehmen übernehmen? Wie war Ihr erster Eindruck?
Ich werde am Standort in Motzenhofen in der Qualitätskontrolle arbeiten und bin schon sehr gespannt dazuzulernen. Der sehr moderne Maschinenpark bei HAIMER hat mich gleich begeistert. Ich bin neugierig und interessiere mich für die Technik. Ich spreche schon ein bisschen Deutsch, meine Muttersprache ist Russisch. Nach der Arbeit besuche ich an drei Abenden in der Woche einen Deutschsprachkurs in Aichach.
Welche Hoffnungen und Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte arbeiten und selbst Geld verdienen. Wenn alles gut läuft, kann ich mir vorstellen in Deutschland zu bleiben, in der Nähe meiner Tochter und meiner beiden Enkelkinder. Ab Juli werde ich eine neue Wohnung brauchen, auch für meinen Vater suchen wir noch eine geeignete Wohnung. Wir sind froh hier zu sein.
Liebe Frau Rumiantseva, vielen Dank für das Gespräch und ihre offenen Antworten. Wir möchten Sie noch einmal herzlich bei HAIMER begrüßen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.